Göttistecken

Handgeschnitzter Spazierstock

Der gedrechselte und gewundene Stock aus Buchsholz wurde von Edmund Müller als Göttistecken bezeichnet. Einen Stock nahm früher jeweils der Vater mit, wenn er sich auf die Suche nach einem Götti für sein neugeborenes Kind machte. Man sagte dann auch, er gehe „mitem länge Stäcke“. Wenn ein Vater mit diesem Holzstecken bei einem – möglichst gut situierten – Bekannten auftauchte, waren diesem die Absichten klar. Der Göttistecken verblieb denn auch bei diesem, als Zeichen seiner Verantwortung und Verpflichtung gegenüber dem Patenkind.

Josef Zihlmann, der bekannte Volkskundler des Luzerner Hinterlandes, schildert eine Geschichte aus Hergiswil LU aus dem Jahr 1977: Als wir ein Kind erwarteten, ging mein Mann zu Fuss von der Rohrmatt (Willisau-Land) übers Ostergau nach Buttisholz. Bei Wüschiswil (Gemeinde Grosswangen) schnitt er in einer Rüti einen langgezogenen Haselstecken und ging, mit diesem voranschreitend, weiter. Dies, damit man sah, dass er miteme länge Stäcke daherkäme (d.h., dass man erkennen konnte, dass er nach einem Götti Ausschau hielt).

Ob der reich verzierte und schön gestaltete Stecken in unserer Sammlung in dieser Art verwendet worden ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Sicher ist jedenfalls, dass er aus der Familie Mutach stammt, die zwei Jahrhunderte lang das Gasthaus Löwen in Schwarzenbach besass. Unter dem Griff des Steckens ist der Name „JOSEB MUTACH“ eingeschnitzt. Dabei könnte es sich um jenen Josef Mutach handeln, dem 1774 vom Stift das Tavernenrecht verliehen worden ist.

Inv.-Nr. 0235. – L 133 cm. Buchsholz. Wohl Ende 18. Jh.

Text: Hedy Tschumi-Häfliger

Literatur: Zihlmann, Josef, Volkserzählungen und Bräuche, Handbuch luzernischer Volkskunde, Hitzkirch 1989, p. 338 u. 388.