Nonnenspiegel

Nonnenspiegel mit Muttergottes

Zu selten sind wohl die Objekte, die ausschliesslich in Nonnenklöstern Verwendung fanden, als dass sie allgemein bekannt sind oder dass man sich etwas Konkretes darunter vorstellen könnte.

Da Spiegel als Zeichen von Hochmut und Eitelkeit galten, wurden solche in Frauenklöstern nur beschränkt geduldet, ja bisweilen sogar verboten. Damit die Ordensfrau aber doch ihren Schleier richten konnte, wurden die Spiegel mit religiösen Bildern oder Vergänglichkeitssymbolen versehen. Dadurch sollte der Blick in den Spiegel immer von einer moralisierenden Intention begleitet werden. Die Klosterfrau konnte sich selber nur eingeschränkt betrachten und wurde zugleich daran erinnert, dass es hier nicht um die eigene Schönheit ging, sondern um innere Werte wie Bescheidenheit und Demut. Aus diesen Gründen werden Nonnenspiegel auch Trost- oder Devotionsspiegel genannt.

Bei unserem Beispiel ist die Darstellung der Muttergottes in Hinterglastechnik genau in der Mitte der heute stark oxidierten Spiegelfläche gemalt. Damit ist offensichtlich, wie wenig sich die Betrachterin im Spiegel sehen konnte. Maria ist als Immaculata dargestellt mit weissem Kleid und blau-rotem Mantel, den Kopf von einem gelben Nimbus eingerahmt. Sie steht auf einer Weltkugel, eine Schlange mit den Füssen zertretend. Im bekrönenden Oberbild schweben unter der Heiliggeisttaube zwei kleine Engel auf weissen Wolken. Dieser Nonnenspiegel stammt vermutlich aus dem Raum Oberbayern. Auf einem zweiten Klosterfrauenspiegel in der Sammlung ist eine Abendmahlsszene dargestellt.

Inv.-Nr. 1387. – 53.8 x 38.5 cm mit Rahmen. Im Giess-Verfahren hergestelltes Glas, Hinterglasmalerei. Um 1780.

Text: Hedy Tschumi-Häfliger

Literatur: hinter Glas, Hinterglasgemälde und Glasmalereien in der Sammlung Dr. Edmund Müller (Kostbarkeiten aus dem Dolderhaus in Beromünster, Heft 8), Beromünster 2006, p. 79 u. 73; Büchler, Hans, Ein Nonnenspiegel aus der Sammlung des Toggenburger Museums, Toggenburger Tagblatt, 19. September 2009.