Dietriche des Ein- und Ausbrechers Johann Thali

Als Dietrich bezeichnet man einen Diebesschlüssel oder Diebeshaken, mit dem Türen geöffnet werden können, ohne dass das Schloss zerstört wird.

Die beiden Metallringe mit 13 bzw. 18 Dietrichen stammen aus dem Besitz von Johann Thali von Laufenberg / Herlisberg (1843-1899). Er hat sie angeblich in der Schlosserwerkstatt Willimann im Waldhus bei Herlisberg selber hergestellt.

Thali sprach schon früh dem Alkohol zu und war oft in Prügeleien verwickelt. Immer wieder landete er wegen Diebstählen in der Strafanstalt an der Baselstrasse in Luzern. Legendär wurden aber vor allem seine spektakulären Ausbrüche aus dem Gefängnis. Der Direktor der Strafanstalt Luzern liess sogar eine ausbruchsichere Zelle, die sogenannte Thali-Zelle, einrichten – ohne Erfolg. Johann Thali genoss als Ein- und Ausbrecherkönig grosse Popularität und Sympathie, weit über den Kanton Luzern hinaus. Im Volk kursierten zahlreiche Anekdoten über seine Straftaten.

Ein Aquarell in der Sammlung Dr. Müller zeigt ihn auf der Flucht aus dem Luzerner Gefängnis. Den rechten Arm hält er in einer Schlinge, mit der linken Hand umfasst er seine Schlüsselbunde mit den vielen Dietrichen.

 
 
Dietriche
Aquarell
Aquarell: Johann Thali flieht aus dem Gefängnis.
Text: «So leb denn wohl du stilles Haus / ich zieh' zum vierten mal hinaus /
und kehrt ich je wieder zurück / dies wär verfluchtes Missgeschick.»