Zum frommen Andenken

Leidhelgeli / Sterbebildchen in der Sammlung Dr. Edmund Müller
Zum frommen Andenken

Konzept: Beat Gugger
Wissenschaftliche Beratung: Dominik Wunderlin
Gestaltung: Viktor Stampfli, Winikon

"Zum frommen Andenken" – so steht es häufig, vor allem in früherer Zeit, auf den Leidhelgeli, die jeweils nach einem Todesfall von der Trauerfamilie verteilt werden. Diese Sterbe-, Toten- oder Trauerbildchen – der Name variiert je nach Region – sollten die Empfänger zum Gebet für das Seelenheil der Verstorbenen anhalten. Daher finden sich auf den älteren Leidhelgeli neben religiösen Bildern auch Fürbitt- und Ablassgebete. Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr dieses Brauchrequisit eine starke Wandlung: Die Porträts der Verstorbenen wurden allmählich grösser, und die religiöse Dimension trat immer mehr in den Hintergrund. Heute haben die Bildchen in erster Linie Erinnerungscharakter, das Andenken an die verstorbene Person steht im Vordergrund und nicht mehr die Bitte um ihr Seelenheil.

Unsere Leidhelgeli-Sammlung reicht zurück bis in die Wirkungszeit von Dr. Josef Dolder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – damals ist der Brauch in der Schweiz aufgekommen – und zeigt die ganze Entwicklung bis 1976, als Edmund Müller jun., der letzte Arzt des Dolderhauses, selber verstarb.
Die drei Ärzte im Dolderhaus haben in über hundert Jahren unzählige Menschen aus der Region um Beromünster in den Tod begleitet. Als Dank für ihre Anteilnahme bei einem Todesfall erhielten sie jeweils ein Leidhelgeli. Über die Jahrzehnte sind so über 1'200 dieser Bildchen ins Haus zum Dolder gekommen, gleichsam als «Begleitobjekte» zum Leben der drei Ärzte. Sie widerspiegeln so den weit verzweigten Bekanntenkreis der Arztfamilie. Obwohl man die Leidhelgeli aus Anlass eines Todesfalls erhalten hat, sind darauf die Leute abgebildet, mit denen die Familie in Beziehung gestanden ist, mit denen sie im Leben verbunden war. Dieses Beziehungsnetz wird in der Ausstellung in einem eindrücklichen Bild dargestellt.

Die Ausstellung dokumentiert auch die Herstellung der Leidbildchen und wirft einen Blick auf die drei Ärzte im Haus zum Dolder. Sie wird zudem ergänzt mit Memento-mori-Objekten aus der Sammlung, die an die Endlichkeit des Lebens erinnern und zeigen, wie präsent früher der Tod im Leben der Menschen war.

Liste der ausgestellten Leidhelgeli

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